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Walter Leuchs

Walter Leuchs, © Auswärtiges Amt
2012 – 2017
[...] Das Entgegenkommen der Provinzregierung bewies sich bei dem politischen Höhepunkt meiner Amtszeit, dem Staatsbesuch von Bundespräsident Joachim Gauck im September 2014, der in Quebec-Stadt bestens verlief [...]
Der Posten als Generalkonsul in Montreal bedeutete für meine Frau, die von dort stammt, und mich eine besondere Freude. Kanada war ich eng verbunden. Ich hatte zwei Jahre in Ottawa studiert und auch Montreal war für mich schon beinahe zweite Heimat geworden. Auch leben unsere beiden erwachsenen Kinder im unweiten Ottawa, so dass wir diese nun oft wiedersehen konnten. Als ich nach knapp fünf Jahren pensioniert wurde, entschlossen wir uns, dort zu bleiben. Besonderheit meiner Entsendung war im Übrigen, dass ich in Doppelfunktion auch als Wirtschaftsreferent der deutschen Botschaft in Ottawa fungierte.
Als besonders erfreulichen Aspekt empfand ich, dass sich die Provinzregierung wie auch die Führung der Stadt aktiv um das konsularische Korps kümmerten und auch auf oberster Ebene zugänglich waren. Das deutsche Generalkonsulat konnte im Übrigen von der allgemeinen Popularität „Merkel-Deutschlands“ profitieren.
Das Entgegenkommen der Provinzregierung bewies sich bei dem politischen Höhepunkt meiner Amtszeit, dem Staatsbesuch von Bundespräsident Joachim Gauck im September 2014, der – obgleich nur kürzer möglich als von Premierminister Philippe Couillard erhofft – in Quebec-Stadt bestens verlief, einschließlich einem ausführlichen Rundgang durch die Altstadt bei strahlendem Wetter. Kleine „Staubwirbel“ hinterließ der Bundespräsident insofern, dass er bei zwei öffentlichen Gelegenheiten zum Ausdruck brachte, dass er sich freue, dass Quebec zu Kanada gehöre. Protestierende Tweets von Politikern der souveränistischen Parti Québécois über diese „Einmischung“ folgten umgehend. Die Besuche einer Reihe anderer politischer Delegationen verliefen sämtlich problemlos. Als Beiprogramm für eine Delegation der deutsch-kanadischen Freundschaftsgruppe im Bundestag wird mir insbesondere eine Hundeschlittenfahrt bei Quebec-Stadt in scharfer Winterkälte in Erinnerung bleiben.
Der Kulturaustausch war reichlich. Er wurde durch das sehr aktive Goethe-Institut und vom Generalkonsulat gefördert, spielte sich aber gutenteils auch „von alleine“ ab. Oft erfuhr man nur zufällig von der Anwesenheit interessanter deutscher Kulturschaffender. Als besonders aufregend aber letztlich sehr erfolgreich habe ich ein vom Generalkonsulat 2014 veranstaltetes und breit publiziertes Konzert zum Gedenken an den Beginn des ersten Weltkrieges in der deutschen St. Johanniskirche in Erinnerung. Es wäre beinahe daran gescheitert, dass der gemietete Konzertflügel nicht durch das Treppenhaus der Kirche passte. In letzter Minute gerettet wurde es durch die Bereitschaft des Pianisten, auf die Orgel umzusteigen, und auch die der anderen Musiker, kurzfristig andere Werke vorzutragen.
Der Wissenschaftsbereich mit seinen vielen Berührungspunkten forderte das Generalkonsulat ebenfalls. Breite Wirkung erzielte u.a. ein vom Generalkonsulat ermöglichter Auftritt des Historikers und Deutschland-Kenners Christopher Clark zum 1. Weltkrieg anlässlich eines nordamerikanischen Historikerkongresses im April 2014.
Als besonders erfreulich behalte ich die freundliche Offenheit der jüdischen Gemeinde in Erinnerung, insbesondere seitens der Jewish Public Library und des Holocaust Memorial Centre. Höhepunkt, nebst anderen Projekten, war 2015 der schon frühzeitig ausgebuchte Auftritt einer Berliner Klezmer-Band in der Jewish Public Library aus Anlass des 50. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel, zu dem deutsches und israelisches Generalkonsulat einluden. Als besondere Ehre empfand ich ferner, dass ich im gleichen Jahr vom Holocaust Memorial Centre eingeladen wurde, die zentrale Ansprache zum Jahrestag der „Reichskristallnacht“ zu halten, in Anwesenheit u.a. des Lieutenant-Gouverneur der Provinz, Michel Doyon.