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Jörg Metger

Jörg Metger

Jörg Metger, © Auswärtiges Amt

16.05.2018 - Artikel

2006 – 2009
[...] Besonders habe ich mich gefreut, dass auf Initiative des Generalkonsulats auch Vertreter der Gemeinde von der Bundesregierung zu der Gedenkveranstaltung in Berlin „ 70 Jahre Reichspogromnacht“ 2008 eingeladen wurden. [...]

Von 2006 bis 2009 hatte ich die Ehre und das Vergnügen, das Generalkonsulat Montreal zu leiten. Sein Amtsbezirk umfasste damals noch neben der Provinz Quebec die Nachbarprovinzen New Brunswick, Nova Scotia, Prince- Edward- Island sowie Newfoundland & Labrador (und - konsularisch -interessanterweise auch das der Atlantikküste vorgelagerte französische DOM St Pierre & Miquelon). In diesem großen, sprachlich kulturell und politisch so unterschiedlichen Gebiet Deutschland zu vertreten und in Konkurrenz zu den historischen Mutterländern Frankreich und Großbritannien, aber auch dem Anrainer USA für eine verstärkte Zusammenarbeit in Wirtschaft und Kultur zu werben, machte für mich neben der Internationalität Montreals den besonderen Reiz der neuen Aufgabe aus.

Im Generalkonsulat, im 43.Stock eines Hochhauses gelegen, mit einem unvergleichlichen und unvergesslichen Blick auf den Mont Royal – besonders im Indian Summer -, den Sankt - Lorenz -Strom und am Horizont in die Eastern Townships, erwarteten mich erfahrene und einsatzbereite Kolleginnen und Kollegen, die sich von diversen Personalkürzungs – und Reorganisationsmaßnahmen und den immer wieder zu vernehmenden Spekulationen über eine ( bevorstehende ) Schließung des so traditionsreichen Generalkonsulats in ihrem Engagement nicht beeindrucken ließen. Zu dieser Entscheidung ist es letztlich aus guten Gründen nicht gekommen, sind doch gerade Quebec und seine Metropole Montreal mit ihrer kulturellen und wirtschaftlichen Startup- Szene , ihren Forschungsinstitutionen und Hochtechnologieunternehmen attraktive Partner für Deutschland.

Um die Sichtbarkeit Deutschlands zu erhöhen, organisierten das Generalkonsulat und die vielen in Montreal vertretenen deutschen Institutionen - Goethe-Institut, die Vertretung der Regierung des Freistaates Bayern, die Alexander- von Humboldt- Schule, die Deutsch- Kanadische Industrie- und Handelskammer  im Herbst 2007 ein Festival unter dem Namen „Rendez-Vous avec l'Allemagne“, an dem auch viele deutsche Wissenschaftler an den Montrealer Hochschulen, Unternehmer und Privatpersonen aktiv teilnahmen .

Mit mehr als vierzig gut besuchten Veranstaltungen von klassischer Musik, Wein & bayerischer Gastronomie, Film, akademischer Wochen an den diversen Universitäten Montreals, Gastauftritten deutscher Künstler bis zum Hiphop, Unternehmenspräsentationen, einem Skatturnier in der Alexander- von Humboldt- Schule –  bis zu Lesungen deutscher Schriftsteller in der damaligen kleinen, aber charmanten Residenz in der Avenue Ramezay, wurde dieses Ziel nach einstimmiger Meinung aller Beteiligten auch erreicht.

 An eine Vielzahl von Begegnungen und Gesprächen mit den Bewohnern des Amtsbezirks, Politikern, Künstlern und Unternehmern, Wissenschaftlern und Studenten erinnere ich mich gerne, insbesondere mit den Mitgliedern der deutschen jüdischen Gemeinde, von denen ich manch Einem, schon hoch betagt, den deutschen Pass aushändigen konnte, ein mich immer wieder sehr berührendes Zeichen der Anhänglichkeit an Deutschland, das sie unter so schrecklichen Umständen hatten verlassen müssen. Besonders habe ich mich gefreut, dass auf Initiative des Generalkonsulats auch Vertreter der Gemeinde von der Bundesregierung zu der Gedenkveranstaltung in Berlin „70 Jahre Reichspogromnacht“ 2008 eingeladen wurden.

Verabschiedet habe ich mich nach drei ereignisreichen Jahren im Mai 2009 vor einem größeren Publikum mit folgenden Worten:

„Wir – meine Frau und ich - haben uns wohlgefühlt in Quebec und in den atlantischen Provinzen Kanadas und kehren bereichert nach Deutschland zurück,


mit Verständnis für die Geschichte und Traditionen Quebecs, die so eng verbunden sind mit Europa…,


mit einem Eindruck Quebecer “Joie de vivre„ , sommers wie winters ,


und mit dem Geschmack von frischem sirop d'érable auf der Zunge,


mit einer Ahnung der Weite des Landes, wie sie in den Bildern von Jean- Paul Lemieux zum Ausdruck kommt.


Und wir verstehen nun, was es heißt, wenn Gilles Vigneault singt “Mon pays c´est n´est pas un pays, c'est l´hiver„.

Wir haben mit den Canadiens gelitten;

Bären haben wir leider – oder auch glücklicherweise- nicht getroffen.

Und wir hatten das Glück, viele Menschen kennenzulernen, die uns geholfen haben, in Montreal, Quebec, Kanada heimisch zu werden. Ihnen sind wir in besonderem Maß zu Dank verpflichtet.“

Das Generalkonsulat Montreal hat eine lange und traditionsreiche Geschichte. Es hat einen festen Platz im Rahmen der deutsch- kanadischen Beziehungen. Möge es so bleiben!

 

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